Gespräch mit Burghart Klaußner
Als Regierender Bürgermeister ist Degenhardt ein populärer Politiker, der sich gern volksnah gibt und doch zu jeder Zeit unverbindlich bleibt. Was hat Sie an Degenhardt besonders interessiert?
Degenhardt ist ein Opportunist. Er ist sich seiner Sache anfangs sehr sicher. Er nimmt seine Konkurrentin nicht ernst. In seiner Politik ist nur seine persönliche Macht übrig geblieben; um sie zu behalten, ist ihm jedes Mittel recht. Aber er war nicht immer so – auch Degenhardt begann seine Laufbahn als Mann mit politischen Grundsätzen und einer politischen Vision. Er konnte die Menschen in seinen Bann ziehen – und das ist ihm geblieben.
Wie würden Sie das Verhältnis Degenhardts zu seinem Freund und Gegenspieler Karl-Heinz Kröhmer beschreiben? Ist er bloß ein skrupellos handelnder Machtmensch? Was hat er auf dem Weg zur Macht verloren?
Die beiden verbindet eine gegenseitige Abhängigkeit und der Wille zur Macht – um der Macht wegen. Was mit einem Freundschaftsdienst begann, wird zunehmend zur bedrückenden Last.
In dem Kinofilm "Der Staat gegen Fritz Bauer“ haben Sie gerade den berühmten deutschen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer verkörpert. Wenn Sie das politische Klima der 50er und 60er Jahre mit dem der Gegenwart, wie es in "Die Stadt und die Macht" atmosphärisch eingefangen wird, vergleichen – wie würden Sie die wesentlichen Unterschiede beschreiben, auch in Bezug auf die politischen Akteure?
In "Die Stadt und die Macht" zeichnet sich ein Wandel in der Politik ab – ein Spiegel des Wandels der Gesellschaft. Und so unterschiedlich und anders belastet die direkte Nachkriegsgesellschaft war, in der sich Fritz Bauer bewegte, so sehr unterscheiden sich die politischen Themen. Aber um ein Ziel zu erreichen, sei es ein politisches oder gesellschaftliches, gelten immer noch die gleichen Regeln: Rückschläge, Wiederaufstehen, Durchhalten. Ohne Leidenschaft war weder damals, noch ist heute etwas auf Dauer zu erreichen.
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