Gespräch mit Martin Brambach

DIE STADT UND DIE MACHT: Susanne Kröhmer (Anna Loos) hat den Wahlkampfberater Georg Lassnitz (Martin Brambach) von ihrem Gegner Degenhardt abgeworben.
Martin Brambach spielt Susanne Kröhmers Wahlkampfberater Georg Lassnitz. | Bild: ARD

In seiner Rolle als Wahlkampf-Manager ist Lassnitz Triebfeder der politischen Auseinandersetzung zwischen alter und neuer Ära in der Politik. Was hat Sie an dieser Rolle gereizt?

Das Interessante an "Die Stadt und die Macht" ist die Ernsthaftigkeit und große Realitätsnähe, mit der wir uns dem Thema nähern. Politik ist keine vertrocknete Pseudodiskutiererei von lauter verhinderten Gutmenschen, aber auch nicht nur kriminelles Geschachere um Einfluss von Lobbies und persöhnliche Bereicherung. Wir erzählen Politik und damit unsere Demokratie als aufregende, sehr sinnliche Auseinandersetzung unterschiedlichster gesellschaftlicher Kräfte und Interessen. Lassnitz ist, wie ich finde, die schönste und unterhaltsamste Figur in den Büchern. Diese Mischung aus Humor und Härte, Zynismus und Idealismus, absoluter Kontrolle und Getriebensein, diese Mischung aus Trainer und Künstler, der ständig zwischen Euphorie und tiefster Verzweiflung changiert, das ist schon eine tolle Spielaufgabe.

"Spin-Doctor" ist ein Berufsbild, das aus dem Amerikanischen in unsere Politik gekommen ist. Sie sorgen auch schon mal dafür, dass die Verpackung die Inhalte dominiert. Tritt damit die moralische Verpflichtung in den Hintergrund?

Erst einmal glaube ich, geht es nur um die Verpackung der heutigen Wahlkämpfe. Ich denke, wir sind eine zutiefst unmoralische Gesellschaft, in der sich viele nach Orientierung und Halt sehnen, und die Parteien im Wahlkampf diese Sehnsucht mit möglichst großem Populismus bedienen. Die Politiker, die moralisch sind und moralisch handeln, sind die absolute Ausnahme. Das besondere an "Die Stadt und die Macht" ist, dass es hier eben doch eine Politikerin mit Moral und Idealen gibt, und wir zeigen, wie schwer es ist, diese Ideale nicht zu verraten. Dass es fast unmöglich ist, moralisch integer zu bleiben.

Wie erzählt "Die Stadt und die Macht" den Beruf von Lassnitz? Was treibt Lassnitz an?

Für Georg Lassnitz gibt es ja ein Vorbild: Frank Stauss, der auch viele Ideen zur Serie beigetragen hat. Lassnitz ist trotz seines berufsbedingten Zynismus' ein Idealist. Klar ist sein Job das Verpacken von Inhalten, aber auch er sehnt sich nach Politikern, die eine Utopie, eine nicht korrumpierbare und käufliche Moral haben – zumindest sagt er das. Ein wichtiger Antrieb für Lassnitz ist die Macht, Dinge bewegen zu können, Inhalte, die noch vor einer Woche niemanden interessiert haben, zu Schlagzeilen in allen Zeitungen zu machen. Es ist sicher auch ein Spiel, ein bisschen wie Sport – vielleicht eine Mischung aus Langstreckenlauf und Schach –, und je aussichtloser die Partie steht, desto reizvoller ist sie.

Lassnitz lebt zu 100 Prozent für die Kampagne. Gibt es überhaupt einen "privaten" Lassnitz hinter seiner Arbeit?

Ich glaube, jemand wie Lassnitz hat kein richtiges Privatleben. Er opfert seinen Job, Freundschaften, Beziehungen und seine Gesundheit; aber er braucht die Kampagnen mit ihren 80-Stunden-Wochen, um sich zu spüren und glücklich zu sein.

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