Interview mit Anna Fischer
Liebe Frau Fischer, eine Besonderheit an der Figur der Bestatterin Lisa Taubenbaum ist, dass sie bei den ihr anvertrauten Toten zuverlässig auf Unregelmäßigkeiten aufmerksam wird und in Richtung eines möglichen Mordfalls zu ermitteln beginnt. Was würden Sie sagen: Hat Lisa Tannenbaum ein besonderes Ermittler-Geschick oder ist es eine andere Form der Begabung?
Sowohl als auch – Lisa hat ein besonderes Bauchgefühl und Menschenkenntnis, und sie verlässt sich auf beides. Dabei geht sie über vorgesetzte Grenzen hinaus, teils eigenmächtig und, wie es in einer guten Reihe ist – sie trifft mit dem richtigen Riecher ins Schwarze.
Wie entwickelt sich die Figur weiter und was bedeutet es für Sie und für Lisa, wenn Ihre Figur durch das Auftauchen der großen Liebe aus den Jugendtagen ein Stück Vergangenheit bekommt?
Wenn ich verrate, wie sich das mit Lisa weiterentwickelt, dann nehme ich unseren Zuschauern ja die Magie! Wir sitzen gerade an dem nächsten Buch. Es bleibt spannend. Für Lisa ist es natürlich sehr traurig zu erfahren, dass ihre Jugendliebe umgekommen sein soll. Aber! – weitermachen, kühlen Kopf bewahren. Das gehört leider zum Bestatter-Sein dazu. Vieles aus ihrer Vergangenheit wird klarer – man erfährt Gründe für den Hauptstadt-Wegzug. Ob sie nach der Rückkehr in die Heimat Wahrheiten besser erkennt … Für mich als Schauspielerin ist es natürlich wahnsinnig spannend, mit Figuren aus der Vergangenheit konfrontiert zu sein. Zur Darstellung muss man überlegen, wie man selbst zu früheren Beziehungen steht – haben alte Bande Reichweite bis ins Jetzt? Welche Verbindungen gibt es noch? Setzt man sich für diese Person ein und wie emotional darf alles werden?
Was ist das Besondere im Zusammenspiel mit Christoph Letkowski (als Kommissar Zellinger)? Führen die beiden eine entspannte Beziehung, die beiden entgegenkommt, oder stehen sie sich selbst im Wege?
Christoph Letkowski geht mit besonderem Gespür an seine Figur, knallhart verteidigend und auf den Punkt bringend. An seiner Seite fühlt man sich sicher und ich schätze seine Impulse beim Engagement im Film. Zelle und Lisa sind ein seltsames Paar, sie können nicht miteinander, aber auch nicht ohneinander. Zellinger sieht es nicht gern, dass Lisa Taubenbaum sich einmischt und im Alleingang versucht zu ermitteln. Sie stellt ihn in Frage, und das kratzt an seinem Ego. Ihre Beziehung ist doch recht klar. Sie sehen sich ab und zu – »mal läuft was und mal nicht«. In einer Gesellschaft, in der sich viele nicht mehr festlegen wollen, empfinde ich das als naturgegeben. Es wird immer schwieriger emotional sein zu dürfen, wir sollen stark sein und vieles muss an uns abprallen, Erwartungen soll es am besten gar nicht erst geben und nichtsdestotrotz dürfen wir keine Mauern um uns herum aufbauen und sollen für alles offen sein … Wie will man da, in dieser Wirrnis, eine gesunde Beziehung führen? … und sich nicht selbst im Weg stehen?
Welche Rolle spielt die Familie für Lisa Taubenbaum, also ihr Bruder Hannes und ihr Vater? Mit beiden hat sie es nicht gerade leicht…
Der Vater und Bruder haben eine immense Bedeutung für Lisa – nicht ohne Grund ist sie zurückgekommen in die Heimat. Selbstverständlich ist das auch nicht leicht – sie hat ihre Berufung als Physiotherapeutin zur Seite geschoben und muss sich ihre Freiheit hier vor Ort neu erkämpfen, auch in der Familie. Der Vater Alfons versteht nicht immer, was das Lisa abverlangt und betrachtet es als Selbstverständlichkeit. Hannes, Vermittler, versucht die beiden näher zu bringen und wird von Lisa aufgrund seiner Warmherzigkeit geschätzt. Sie sind ein Team, egal was kommt und halten zusammen, nicht nur wenn es brenzlig wird.
Regisseur ist, wie schon beim zweiten Film, Fabian Möhrke. Was macht die Arbeit mit ihm aus?
Fabian Möhrke ist offen für alles, was wir einbringen wollen. Er macht uns Mut, hat Verständnis und beachtet jede Idee. Er begeistert und schafft es trotzdem, dabei gelassen zu bleiben und hat uns somit einen runden, doch skurrilen Film geschenkt. Ich bin stolz, dass er auch diesmal dabei war.
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