»Tatsächlich haben Geschichten und Perspektiven von Menschen, die für wenig Geld unser System am Laufen halten, meine Kindheit und Jugend geprägt. Sie stehen für meine Herkunft. Kurierfahrer Marko Wendrichs – dessen Welt voller Rückenprobleme ist; der schuftet, denn sein Sohn soll es mal besser haben als er; der sich wünscht, sein Sohn solle Anwalt oder Richter werden, „Hauptsache nichts, wo er ein Namensschild tragen muss“ – verkörpert auch die Geschichte meiner Familie.
In der Zusammenarbeit mit Drehbuchautor Maximilian Kaufmann ging es uns darum, Misanthropen und Gutmenschen gleichermaßen zu erzählen, Schicksale, über denen eine sanfte Tragik liegt, begleitet von einer knochentrockenen Komik. Wir erzählen das Gute, das Böses schafft – und das Böse, aus dem Gutes entsteht. Ironie und Schicksal. Absurditäten der Existenz gehören zum Leben dazu.
Die lakonischen Stimmungen von Aki Kaurismäki, leidensfähige Charaktere wie in „Adams Äpfel“, die zärtliche Skurrilität der Polizistin Marge Gunderson in „Fargo“ haben uns beeindruckt und inspiriert.
Wenn Marko Wendrichs krank, einsam und am Ende ist, ohne Hoffnung auf eine lebenswerte Zukunft, haben wir eine Kraftquelle für ihn gesucht – eine Metapher, ein Erlebnis, eine Begegnung, die sein bisheriges Leben in einem neuen Licht erscheinen lassen würde. Dabei entstand die Idee für die Roland-Kaiser-Szene. Die Songtexte und Lieder Roland Kaisers stehen in Markos Welt für schöne Erinnerungen an vergangenes Glück mit seiner Familie. Mittlerweile ist die Frau verstorben und der Sohn braucht ihn nicht mehr. Nur die Erinnerung an dieses Glück lebt weiter in Roland Kaisers Liedern. Wer sonst außer Roland Kaiser, der selbst durch die heftigsten Lebensstürme gegangen ist, könnte Marko in seiner dunkelsten Stunde begegnen?
Die Verfilmung einer Sinnsuche. Eine Lebensphase, herausgeschnitten aus einer Biografie. Skurril, liebevoll, lakonisch.«
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