»Ich habe zwei große Lieder für die Bühnenauftritte der Hauptfigur geschrieben. Der erste Song heißt „Im Schatten des Zuschauerlichts“. Er erzählt zum Auftakt des Films, wie Volker als Kind ein Kleid seiner Mutter getragen und sich vor dem Spiegel betrachtet hat, als sie hereinplatzte und sagte, Junge, was soll aus dir „bloß einmal werden“! Darauf der kleine Volker: „Schau’ in den Spiegel und trau’ meinem Blick/ich sehe was, was du nicht siehst/und das bin ich!“ Dieses Lied singt Volker jeden Abend auf der Bühne als Dragqueen Vivian Bernaise. Eines Tages, hofft er, wird seine Mutter im Publikum sitzen und ihm die Anerkennung schenken, nach der er sich so sehnt. Es ist im Grunde eine Liebeserklärung an die Mutter. Den zweiten Song „Ich packe meinen Koffer“ präsentiert Volker alias Vivian Bernaise in der Schulaula für seinen jungen Freund Lukas. Die Mafia ist ihm dicht auf den Fersen, trotzdem nimmt er sich die Zeit, dem gemobbten Kind Mut zu machen. „Ich packe meinen Koffer/jeden Schmerz und jede Angst/ich trag’ sie immer bei mir und erinnere mich daran/wer ich bin und was ich seh’/und wie ich zu mir’ steh’“. Die Idee ist eine musikalische Umarmung des Jungen, der von Ängsten und Befürchtungen geplagt ist. Meine Heimat ist das Musical, der Broadway, das berühmte Cabaret, aber in den Kompositionen für diesen Film sind auch Elemente aus dem Chanson eingeflossen. Es ist Musik im ¾-Takt, die ich mit einer Künstlerin wie Vivian Bernaise verbinde. Ursprünglich wollte Axel Milberg die beiden Lieder selber live singen, aber wir haben uns dann für ein Playback entschieden. Lipsync-Battles gehören zu einer Dragshow einfach dazu, zum anderen konnte sich Axel so auf die Tanzschritte und auf die anspruchsvolle Mimik und Gestik einer Dragqueen konzentrieren. Das musikalische Hauptthema ist bereits im ersten Song gesetzt. Es schlägt eine Brücke zwischen den beiden Welten des Films, dem Hamburger Kiez und der Vorstadt, und begleitet unsere Hauptfigur durch die ganze Geschichte. Ich habe mich gefragt, welches Instrument harmoniert am besten mit Axel Milberg, mit seinen Bewegungen und seinem Spiel? Ich habe mich für das Saxophon entschieden, denn es hat so eine Reife und Sexiness, was beides gut zu Axel passt. Zu Beginn des Films habe ich übrigens einen kleinen Auftritt. Unter dem Künstlernamen Lenny La Perle begleite ich Vivian Bernaise am Klavier oder „am Stoßflügel“, wie sie sagt.«