»Marianne ist eine sehr ehrgeizige und leidenschaftliche Ärztin. Ihr Beruf ist ihr wahnsinnig wichtig und sie brennt mit jeder Faser ihres Körpers dafür. Gleichzeitig hat sie aber versucht, ein funktionierendes Eheleben und eine glückliche Tochter hinzubekommen. Leider ist ihr das nicht gelungen: Ihr Mann hat sich von ihr abgewandt und ihre Tochter kämpft mit Esstörungen und schweren Depressionen. Soweit, dass sie sogar eine Zeit lang in eine Klinik musste… Es scheint, dass Marianne trotz ihres Ehrgeizes »alles perfekt zu erfüllen und zu erreichen« in gewisser Weise daran gescheitert ist. Zumindest hat es sie neben ihrem Erfolg im Beruf nicht geschafft für ihre Tochter die Aufmerksamkeit und Wärme zu entwickeln, die Emily wahrscheinlich gebraucht hätte. Je mehr Marianne davon überfordert ist, umso mehr konzentriert sie sich auf ihren Beruf und begegnet ihrer Tochter mit fast hilflosen Kontrollversuchen und Übergriffen. Immer mehr entgleitet ihr das, was sie sich eigentlich gewünscht hätte: eine glückliche Familie!
Für mich hat die Figur der Marianne etwas sehr Tragisches, weil sie einerseits versucht »alles richtig« zu machen und dabei aber die Nähe und Intimität zu ihrer Tochter verliert. Gleichzeitig ist sie aber eine sehr empathische Ärztin, der ihre Patienten alles bedeuten und für die sie auch alles tun würde. Aber sie schafft diese Doppelbelastung nicht, auch wenn sie verzweifelt darum kämpft. Im Prinzip kann ich ihren Anspruch und ihren Kampf um Perfektion sehr gut nachvollziehen, und es berührt mich tief. Der Moment, in dem sie begreifen wird, dass sie gescheitert ist, muss schrecklich und sehr schmerzhaft sein.
Natürlich muss sie neben ihrer Empathie für ihre Patienten eine Form von professioneller Kälte und Pragmatismus entwickeln – aber es fällt ihr schwer, ihrer Tochter gegenüber dieses Verhalten abzulegen und wärmer, sanfter und liebevoller mit ihr umzugehen. Sie meint es alles richtig und gut, scheitert aber in der Umsetzung, weil sie für ihre Tochter zwar »nur das Beste« will, aber dabei vergisst, dass Entspannung und Zuversicht ihr in diesem Moment vielleicht mehr geholfen hätten. Der ganze Stress und Druck in der Arbeit verhindert in gewisser Weise, dass sie sich mütterlicher und verständnisvoller auf ihre Tochter einlassen kann. Deshalb berührt mich die Figur Marianne in ihrer Tragik sehr tief!«
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