Antonia Bill als Jasmin Backes
Jasmin arbeitet schon lange als Prostituierte und hat sich deswegen mit ihrer Familie überworfen. Die anfänglichen Gefühle von Freiheit und Selbstbestimmtheit haben sich aber mittlerweile in Selbstzweifel verwandelt – sie weiß mittlerweile sehr genau, dass sie für ihre Freier nur eine käufliche Ware ist – auch für ihren Stammfreier Kai. Oder ist da doch mehr…?
Sie spielen Jasmin Backes, eine junge, selbstbewusste Frau, die seinerzeit beschlossen hatte, als Prostituierte zu arbeiten. Das ist einige Jahre her. Wie selbstbestimmt ist Jasmin heute?
Jasmins Geschichte ist nur eine Perspektive, aus der diese enorme Komplexität der Prostitution beleuchtet wird. Sie hat damit sehr früh angefangen, ist durch eine Freundin in das Ganze hineingerutscht und bewegt sich seitdem in diesem Milieu. Sie hat sich damals selbst dafür entschieden- aus Rebellion, aus der Lust heraus, es einfach auszuprobieren, vielleicht auch aus der Sehnsucht sich auf seltsame Weise zu spüren… aus welchen Gründen auch immer – sie wollte es! Ich bin mir aber nicht sicher, inwieweit es mit der Zeit zu einer Art Selbstzermarterung geworden ist. Sie spürt, dass es ihr eigentlich nicht mehr gut damit geht, kann damit aber auch nicht einfach aufhören.
Es ist auch wahnsinnig schwierig auszusteigen, wenn man so lange wie sie in der Prostitution gearbeitet hat. Vielleicht geht es auch ein bisschen nach dem Prinzip, „was soll ich denn auch eigentlich anderes können“… Es ist zu einem unbewussten Selbstläufer geworden, aus dessen Dynamik sie sich nicht mehr wirklich befreien kann. Das kann in anderen Berufen, mit anderen Parametern, finde ich, ähnlich passieren.
Ich denke, sie ist einerseits selbstbestimmt in der Entscheidung, das zu machen, was sie macht, und sie hat vieles erlebt, gesehen und ist in einer Art und Weise davon „unbeeindruckt“ und routiniert. Aber der Körper kann nicht mehr wirklich. Und es braucht nicht mehr viel an Erlebnissen, bis das gesamte System kollabiert – „bis das Fass zum Überlaufen gebracht wird“.
Wie würden sie Jasmins Verhältnis zu Kai Jankow beschreiben, ihrem „Stammfreier“?
Ich würde sagen, es ist ein sehr professionelles Verhältnis bis zu einem gewissen Punkt in der Geschichte. Bei meiner Recherche taucht das bei vielen Erzählungen der Frauen auf, dass sie oft diese „verliebten“ Kunden erleben, die „Liebeskasper“, die auch sehr anstrengend werden können. Da werden dann Geschenke gemacht und alles in diese „Beziehung“ reinprojiziert, was sie in ihrem realen Leben nicht leben können. Dabei wird über die Projektionen vergessen, dass das Objekt der Begierde auch ein eigenes Bewusstsein hat, dass mit dem, derer, die sie begehren, nicht identisch ist. In gewisser Weise so, als wären ihre investierten Gefühle eine Währung, mit der sie sich auf der anderen Seite die exakt gleichwertigen Gefühle kaufen könnten. Liebe kann man eben nicht kaufen!
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