Senita Huskić als Cosima Adam
Als alleinerziehende Mutter von zwei Söhnen ist Cosima dringend auf das Geld angewiesen. Und sie verdient es im Eroscenter. Um ihre gerade bei ihrer Mutter untergebrachten Kinder wieder zu sich zu holen, braucht sie dringend eine eigene Wohnung. Doch das ist in ihrer prekären Situation und ohne festen Arbeitsvertrag gar nicht so leicht….
Wie haben Sie die Dreharbeiten erlebt: War es eine Herausforderung für Sie, dass die Szenen im Eroscenter an einem Originalschauplatz gedreht wurden?
Die Dreharbeiten zum „Tatort“ Köln, „Siebte Etage“ waren für mich eine sehr intensive Erfahrung. Im Vorfeld haben sich alle Darsteller:innen zusammen mit dem Regieteam ausführlich mit der Thematik beschäftigt, meistens durch Dokumentationen und Erfahrungsberichte. Schon bei der Recherche wurde mir klar, dass es nicht leicht wird in einem echten Laufhaus zu drehen. Generell wurde sehr darauf geachtet, dass wir nicht in Kontakt mit dem laufenden Betrieb geraten und dass wir vor allem die Frauen nicht stören. Dennoch ließ es sich natürlich nicht vermeiden auch den Freiern zu begegnen, was für mich anfangs ungewohnt war, weil ich vorher nie Berührungspunkte damit hatte. Ich bin aus Hamburg und war – wie jeder der aus der Hansestadt kommt – auf der Reeperbahn unterwegs, wo man automatisch mit Laufhäusern oder SexarbeiterInnen/Prostituierten konfrontiert wird. Was da alles vor sich geht, habe ich als Jugendliche nicht wirklich wahrgenommen, wenn man bedenkt, dass ein Großteil der Frauen in Deutschland zwangsprostituiert wird, Gewalt erfährt und es sich auch sehr oft um Menschenhandel handelt. Der Dreh hat mir diesbezüglich nochmal mehr die Augen geöffnet und mich dafür sensibilisiert. Was den Dreh für mich dennoch sehr angenehm gemacht hat, war, dass wir im Team sehr familiär und respektvoll miteinander umgegangen sind.
In einer Szene sprechen Sie in Ihrer Rolle als Cosima Adam direkt in die Kamera. Sie fragt, warum sie nicht leben könne wie andere Menschen auch, obwohl sie hart arbeite und Steuern zahlen. Doch immer müsse sie lügen. Werden Prostituierte aus Ihrer Sicht in unserer Gesellschaft nicht genügend anerkannt?
Die Idee, die Monologe der Episodenhauptrollen direkt in die Kamera sprechen zu lassen, fand ich von Anfang an super. Jede einzelne von uns beschreibt, wie sie zur Prostitution gekommen ist, was ihre Wünsche und Konflikte sind. Ich finde die Frage sehr schwer zu beantworten, ob SexarbeiterInnen/Prostituierte in unserer Gesellschaft nicht genügend anerkannt werden. In Deutschland ist seit 2002 Prostitution für über 18-Jährige nicht mehr sittenwidrig, sondern als Gewerbe anerkannt. Dieses Gesetz wurde zum Schutz der Prostituierten erlassen, damit diese sich nicht straffällig machen, sobald sie den Beruf ausüben. Das Problem ist hierbei, dass der Großteil der SexarbeiterInnen/Prostituierten in Deutschland nicht selbstbestimmt entscheidet. Die meisten SexarbeiterInnen/Prostituierten kommen aus dem Ausland, darunter sind auch Minderjährige, die häufig enorme Gewalt von den Freiern sowie den Zuhältern erfahren; es gibt unzählige Fälle von Menschenhandel und die Räumlichkeiten, in denen die „Dienstleistungen" stattfinden sollen, sind zum Teil menschenverachtend. Nur ein sehr geringer Prozentsatz der Frauen, die in Deutschland Sex gegen Geld anbieten, tut dies aus freien Stücken, meistens bezeichnen sich diese als SexarbeiterInnen.
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