ANDREI VIOREL TACU | GIRO (ENZO SPADINO)

Vertrautheit aus alten Zeiten: Regula (Susi Banzhaf, li.) und Eric (Sönke Möhring, re.) kennen sich aus der Jugend.
Vertrautheit aus alten Zeiten: Regula und Eric kennen sich aus der Jugend. | Bild: ARD Degeto/Graf Film / Roland Suso Richter

Ihre Figur Giro scheint ein eiskalter Charakter zu sein. Was treibt ihn an?

Ich finde, da muss man stets ein wenig differenzieren. Eiskalt mag sein, konsequent würde ich eher sagen. Für mich war in der Arbeit wichtig, einen aus der gleichen Ecke wie der Sänger stammenden jungen Mann zu porträtieren, der die gleiche Herkunft, den gleichen Habitus, die gleiche Streetstyle Credibility hatte. Nur hatte sein Freund das Talent und die Chance, ein berühmter Opernsänger zu werden und dem Sumpf der Vernachlässigung zu entfliehen. Da ich stets individuell an das Gute in einer Figur glaube, habe ich mir ausgemalt, dass Giro, nebst dem Giro d´Italia, stets selbst gehofft hatte, in der Opernbranche entdeckt zu werden – als Dirigent. Nur wurde ihm diese Chance nie gegeben – also hat er, ganz der Herkunft getreu, eben Menschen dirigiert. Allumfassend mitdenkend, verantwortungsbewusst und voller Hingabe und Konsequenz. Nur lag die Kunst nicht episch in den Ohren, sondern brutal im Untergrund.

Wie haben Sie die Dreharbeiten an der Seite des eingespielten Ensembles erlebt?

Tatsächlich wurde ich sehr warmherzig aufgenommen. Branchenentfernte Neugierige denken immer, dass das Ensemble nur aus Regie und Schauspiel besteht – in unserem Falle sogar aus einem sehr neugierigen aufgeweckten Hund von Roland. Aber ich möchte anmerken, dass da noch die beiden Kameramänner sind, super angenehme Persönlichkeiten, die Maske- und Kostümabteilung, das ganze organisatorische Drumherum in Prag, die österreichisch-deutsche wie auch die tschechische Produktionsfirma – das Team, als Ganzes, hat mich wundervoll aufgenommen, und ich hatte eine wirklich gute Zeit in Prag und Zürich. Und zugegeben habe ich mich sehr gefreut mit Christian ein wenig Schweizerdeutsch zu reden. Roland schafft es mit seiner Art auch eine gute Stimmung am Set herzustellen, es geht familiär zu und her, was ich sehr schätze.

Wo fühlen Sie sich wohler: auf der Theaterbühne oder hinter der Kamera?

Ich denke, man kann beides nicht vergleichen. Ich möchte mich ungern für etwas entscheiden. Ich war drei Jahre am Schauspielhaus Düsseldorf, und ich liebe das Theater. Wenn 500 Menschen in einem Raum sitzen und gemeinsam gebannt, konzentriert, wohlwollend und neugierig eine Figur verfolgen, das hat eine immense Kraft und zwingt die Schauspieler wie auch das Publikum ins Präsens, ins Hier und Jetzt; das ist schon sehr toll – ich habe aber grundlegend Mühe mit diesen Strukturen. Ich möchte jetzt nicht zu weit ausholen, darum sagen wir es vielleicht so: Aktuell habe ich mich für Film entschieden, und ich habe meinerseits noch einige Ziele und Sehnsüchte. Ich würde gerne die äußere Welt mehr sehen, während ich die innere erlebbar machen darf.

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