CHRISTIAN KOHLUND | THOMAS BORCHERT

Borchert (Christian Kohlund) wird bedroht
Borchert wird bedroht. | Bild: ARD Degeto/Graf Film / Roland Suso Richter

Als Anwaltsgehilfin Regula Borchert um Hilfe bittet, zögert er keine Sekunde. Was bedeutet sie ihm?

Borchert schätzt Regula sehr – sie sind per „Du“ und er sieht in ihr einen guten Kumpel. Die beiden haben auch eine ähnlich bewegte Vergangenheit. Er weiß sehr wohl, dass sie für ihren Beruf eigentlich überqualifiziert ist. Sie wäre sicher eine gute Anwältin geworden. Und was er an ihr ganz besonders schätzt, ist ihre bedingungslose Loyalität gegenüber der Kanzlei, Dominique und auch ihm.

Nach all den Jahren weiß Borchert nur sehr wenig von Regula – und findet das beschämend. Warum ist das so? Kennen Sie das auch?

Prinzipiell weiß man immer zu wenig über den anderen. Borchert ist klar, dass Regula ein Geheimnis hat, worüber sie ja auch offensichtlich nicht sprechen will. Wenn man so etwas spürt, dann versucht man auf einer anderen Ebene zu kommunizieren und das zu akzeptieren. Borchert hat gespürt, dass Regula auch eine bewegte Vergangenheit hat. Er hat sie aber nie darauf angesprochen, weil er ihr diese Diskretion, die er erwartet, auch zugestehen möchte.

„Die Arbeit mit Dominique ist das Beste, was ich je getan habe“, sagt Borchert zu Reto an einem lauen Sommerabend nach dem Opernbesuch. Was genau macht diese Tätigkeit für ihn so wichtig?

Da er sich über viele Jahre in dem System hat korrumpieren lassen, hat er in Dominique immer auch sich selbst als jungen Anwalt gesehen mit den Idealen, die er damals hatte. Und dafür steht Dominique jetzt für ihn. Ich glaube, das ist der Grund, warum er sie so mag – er erkennt sich selbst in ihr wieder.

Nicht zum ersten Mal begibt sich Borchert um der Gerechtigkeit willen in eine äußerst brenzlige, sogar lebensbedrohliche Situation und scheut auch nicht vor nicht ganz legalen Mitteln zurück. Hat Borchert eigentlich jemals Angst? Borchert hat nichts mehr zu verlieren. Wovor soll er also noch Angst haben?

Er ist ein älterer Mann, der intensiv gelebt, viel erlebt hat und sehr wohlhabend ist. Ihm ist seine Arbeit und der Kampf für Gerechtigkeit wichtig, denn darin spürt er sich wieder. In der Verbindung mit Dominique sieht er eine Chance, sein Leben mit Anstand zu führen – zurückzufinden zu seinen Idealen.

Mit Borchert und den Frauen will es einfach nicht klappen. Haben Sie eine Ahnung, woran das liegt?

Ich glaube, der Verlust seiner Frau und seines Sohnes und die Art und Weise wie er gelebt hat, machen eine ernsthafte Beziehung unmöglich. Er ist den Frauen zwar sehr zugetan, aber nicht fähig, eine echte Beziehung zu führen. Der Verlust sitzt so tief in ihm, dass er sich einfach nicht öffnen kann. Borchert wird als alter einsamer Wolf die irdischen Gefilde verlassen.

Borchert ist bekennender Opern-Liebhaber. Was löst diese Musik in ihm aus? Sind Sie auch privat eher der Klassik zugewandt?

Wenn Borchert Musik hört, fühlt er sich meistens sehr wohl. Die Musik geht in seinen Körper – er empfindet und spürt sie. Verdi-Opern kommen besonders gut bei ihm an, weil sie sehr theatralisch sind und große Gefühle auslösen. Ich selbst bin nicht nur der Klassik zugewandt. Musik ist ein wichtiger Teil meines Lebens – ich brauche das für meine Emotionen- Egal ob Rolling Stones oder Beethoven – ich war da immer offen und schaue, wo ich Emotionen spüre. Musik ist für mich existenziell!

Der Zürich-Krimi Borchert ist auch jemand, der auf untadeliges Benehmen und Auftreten großen Wert legt. Würden wir ihn jemals in Jeans in der Oper oder bei einer Matinee antreffen?

Ich denke eher nicht, obwohl er ja privat auch mal Jeans und Hoodie trägt. Aber wenn er ins Theater oder in die Oper geht, ist Borchert schon eher „old fashioned“. Er kommt aus einer anderen Zeit und ist gleichzeitig komplett aufgeschlossen für alles Neue. Sich Aufzubrezeln ist für ihn aber auch ein Zeichen von Respekt – den Künstlern gegenüber. Vielleicht kommt das auch durch die alte Züricher Tradition oder sein Elternhaus. Seine Jugend und sein Verhältnis zu seinen Eltern beschäftigen ihn nach wie vor. Deshalb holt er den alten Mercedes seines Vaters heraus. Das war damals im Zürich der 60er Jahre ja tatsächlich ein Auto, das wohlhabende Leute gefahren haben – eine Art Statussymbol.

Wieviel Spaß macht es Ihnen, mit der alten „Heckflosse“ herumzubrausen?

So ein Oldtimer ist eine Herausforderung, weil man immer ein bisschen Panik hat, man könnte etwas falsch machen und das schöne Teil demolieren. Ich habe selbst lange einen gehabt und irgendwann fing es an mich zu nerven, weil man wahnsinnig aufpassen muss. Aber es macht Spaß und das Auto passt perfekt zu Borchert und der Zeit, aus der er ist.

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